Autoschlüssel werden zum Verschließen, Öffnen und Starten von Kraftfahrzeugen benötigt. Sie können aber auch Sitzlehnenschlösser, das Handschuhfach oder andere ähnliche Ablagemöglichkeiten verriegeln. Ebenso kann er zum Aus- und Einschalten des Beifahrerairbags dienen, zum Kindersitze montieren oder zum Öffnen der Tankklappe. Ohne ihn wären wir aufgeschmissen. Statt Zackenbart sind heutige Autoschlüssel nun meist glatt. So macht sie keiner so schnell nach. Und sicherer sind sie auch, oder nicht?
Die neue Schlüsselgeneration
Die neue Schlüsselgeneration trägt die „Hallo, ich bin's“-Information in wellenförmigen Seitenbahnen an beiden Seiten des ansonsten zackenlosen Autoschlüssels. Nur wenn diese Wellenbahn auf Hundertstel Millimeter genau zu den winzigen Metallzapfen im Schloss passt, geht die Tür auf. Hobby-Schlosser sind da überfordert und auch Schlüsseldienste haben es da oft nicht einfach. Denn wenn man die erforderlichen Apparate für die neuen Schlüsselsysteme im Repertoire hat, darf der Schlüsseldienst erst dann Ersatzschlüssel fertigen, wenn er vom Herstellerwerk die Genehmigung erhalten hat. Ist der Schlüssel einmal weg, ist beim kleinen Schlüsseldienst um die Ecke also kein Ersatzschlüssel machbar.
Dann hilft vielleicht noch der ADAC. Über den Daumen ist der größte Automobilclub Deutschland auch gleichzeitig der erfolgreichste Autoknacker. Die "gelben Engel" knacken nach allen Regeln der kriminellen Kunst. Natürlich stets im Auftrag des Besitzers, versteht sich, der sich vorab allerdings identifizieren muss. Nicht dass sich ein Dieb so auf eine ganz besonders elegante Weise eines neuen Autos bemächtigt. Die Fertigkeiten lernen die Straßenwachtfahrer in speziellen Kursen unter peinlich-genauer Vorauswahl. Festgehalten wird alles in ein 400 Seiten starkes Buch, das jeder ADAC-Mann bei sich hat - unter Verschluss. Damit ist jedes Auto oft schon in Sekunden schnelle offen, so dass man selber gar nicht weiß, wie einem geschieht. Was jedoch ein guter Schlüsseldienst ist, der bekommt auch vielerlei Autos geöffnet.
Mangelnde Diebstahlsicherung
Doch was taugt dieser fälschungssichere Schlüssel, wenn der Dieb wesentlich einfacher an die Mechanik hinter dem Schloss herankommt. Die anfällige Hebelmechanik in den Türen ist oft der größte Schwachpunkt. Mit Spezialwerkzeug genügt ein kurzer Ruck oder eine gezielte Manipulation an den Türriegeln. Die meisten Hersteller formen diese Riegel zwar mittlerweile so, dass Drahthaken abrutschen oder platzieren sie so, dass von oben nicht geöffnet werden kann. Im letzten Fall reicht dem potentiellen Autodieb dann eine gebogene Autoantenne und ein gegenüberliegender Türschlitz. Gleiches gilt für Zentralverriegelungen. Sie erfordern vom Dieb zwar ein etwas größeres Know-how, stellen aber in den meisten Fällen kein außerordentliches Hindernis dar - ob mit oder ohne Autoschlüssel.
Auch "P.L.I.P" ist nicht der perfekte Schlüssel. Ein kleiner Infrarotsender des High-Tech-Autoschlüssels von Renault, halb so groß wie eine Streichholzschachtel, schickt auf Knopfdruck einen codierten Infrarotblitz an einen im Auto installierten Empfänger. Der dient nur einem von 59.000 möglichen Herren und öffnet dann via Zentralverriegelung die Türen à la „Sesam öffne Dich“. Zwar ist ein herkömmlicher Schlüssel in nur knapp 1500 verschiedenen Ausführungen lieferbar und Doubletten damit wesentlich wahrscheinlicher, am anfälligen Hebelwerk ändert jedoch auch der Infrarotschlüssel nichts.
Und er enthält ein weiteres Manko: kleine Batterien, die den Sender etwa ein Jahr mit Strom versorgen. Sind die mal alle, weiß auch Renault nur einen Rat: den üblichen Schlüssel in Reserve halten, falls sie dennoch früher ihren Geist aufgeben. Der "Schlüssel der Zukunft" wurde daher gleich als Schlüsselanhänger für die "guten, alten" Schlüssel gearbeitet.
Schlüssel der Moderne
Während sehr bald die ersten einseitig geschnittenen Flachschlüssel durch doppelseitige Wendeschlüssel abgelöst wurden, findet man immer häufiger Autoschlüssel ohne Schlüsselbart. Vom altbekannten Bartschlüssel ist dann nur noch das Griffende übrig. Das Öffnen und Verschließen funktioniert dabei mittels eingebauter Fernbedienung.
Im Innern sitzt die komplette Elektronik. Zu jedem Auto gibt es das passende Modell. Elektronische Autoschlüssel unterscheiden sich untereinander durch die Anzahl ihrer Tasten, Batterie- bzw. Akkugröße und Platinenform. Auf Grund dessen unterscheiden sich die Modelle auch optisch voneinander.
Ältere Autoschlüssel besitzen einen separaten Schlüsselbart. Hier differenziert man zwischen Zylinder-, Tibber- oder Bahnenschlüssel. Einige Autoschlüssel verbinden auch die Vorteile beider Arten. Mit ihnen lässt sich das Auto sowohl mechanisch als auch elektrisch mit einer Fernbedienung ver- und entriegeln. Gerade wenn man einmal den Autoschlüssel verloren hat, ist es auf die Weise für einen Schlüsseldienst einfacher, das Autoschloss mit geeignetem Werkzeug zu öffnen.
Neue Fahrzeugmodelle haben zusätzlich noch einen Transponder in den Schlüssel integriert. Dabei handelt es sich um einen kleinen Chip aus Glas oder Carbon, der den Code für die Wegfahrsperre beinhaltet. Ohne diesen Chip würde das Auto nicht anspringen – er dient somit als zusätzliche Sicherheitstechnik.
Schlüssel ohne Schlüssel
Aktuell tüfteln die Autoschlosser an einem Schlüssel, der keiner mehr ist. Nur ein spezielles Softwareprogramm für Mobiltelefone, einmal codiert sendet es neben dem simplen „Sesam öffne Dich“ gleich noch die Sitz- und Lenkradeinstellung, die übliche Temperaturvorwahl und Lieblingssender – Wunschziel mit inbegriffen. Und das ist dann wieder schon so viel, dass Datenschützer den "Schlüssel-Apps" den Zugang zum mobilen Einsatzzweck derzeit noch verwehren.
Sicher ist nur, dass nichts sicher ist. Schon gar nicht das Auto. Eine gute Alarmanlage und ein sicherer Stellplatz sind da Gold wert.